Aktuelle Meldungen  -  Nachrichten suchen  -  kostenloses Abo  -   Nachricht weiterempfehlen

 

AHO Aktuell - 10.04.1999

Schluckimpfung im Wald


(ro) - Ostereier-Versteckspiel oder Leckerchen für Wildtiere? Die wie
Schokoladentaler aussehenden Teilchen, so groß wie Fünfmarkstücke, haben
einen gewichtigen Inhalt. Diese Plätzchen", die einige Honnefer jetzt in
Wald und Flur auslegten, besitzen als Füllung eine lmpfstoff-Kapsel.
Also: von Schokoladengeschmack keine Spur. Diese Pralinen" riechen eher
wie Fisch und bestehen aus einer besonderen Mischung. Eine Komposition,
die so recht auf den Speiseplan eines Fuchses paßt. Der nämlich soll
geschmacklich verführt und überlistet werden. Im Inneren des Happens
steckt, ganz geschickt verpackt", bittere, aber hilfreiche Medizin.

Sozusagen Schluckimpfung für Füchse ist angesagt. Mit dem lnhalt der Kapsel
wird Reineke Fuchs immun gegen die Tollwut, und der Hauptverbreiter dieser
Viruskrankheit ist nun einmal dieser Schlawiner. Während dünnbesiedelte
Gebiete mit diesen Ködern per Flugzeug "bombardiert" werden, erfolgt in
Ortsrandlagen die Auslage per Hand. Eine Sache, der sich der Hegering
Siebengebirge angenommen hat. Von ihm erhalten auch die Jagdpächter Norbert
Kramer und Philipp Wolf sowie deren Jagdhelfer und Jagdaufseher die Köder.
Insgesamt waren in den letzten Tagen 220 Stück "an den Fuchs zu bringen".
An der Ortsgrenze Bad Honnefs entlang bis zur Landesgrenze nach Rheinland-
Pfalz reichte das Gebiet für das "Versteckspiel". Die Jäger wissen
natürlich zuallererst, wo sich Schlauberger Fuchs meist herumtreibt. Auch
diese Vierbeiner haben ihre Wechsel, wo sie quasi regelmäßig auftauchen.
"Hinter der Jugendherberge gibt es Unmengen", weiß Norbert Kramer. Die
Pferdewiesen sind ebenso wie die Weinberge in Rhöndorf besonders beliebte
Tummelplätze der Füchse. Es gibt ja auch die Gemarkung "Fuchsloch"
oberhalb des Rauhen Grabens, und die Gegend hat ihren Namen nicht ohne
Grund. Auch im Bereich des Uhlhofes und des Wasserwerkes lassen sich die
Pelztiere blicken. Obwohl dieses Terrain nicht zum Jagdrevier zählt,
haben Norbert Kramer und seine Männer auch da die Pellets ausgelegt.
Natürlich rüsten sie sich bei dieser Arbeit mit Handschuhen aus, damit
die Tiere nicht den Menschen wittern und auf das Pellet womöglich
verzichten. Mäusejäger Fuchs läßt sich von solchen Häppchen am Wegesrand
natürlich nur allzu gern locken. Vorteil bei der Sache: Der Fuchs schlingt
seine Mahlzeit. Heißt: ein Schnapp, und ruck, zuck hat er auch den Köder
hinten, und mit ihm die Kapsel, die sich dann auflöst. Damit diese Kost
nicht in die falschen Fänge gerät, sind derzeit Hundebesitzer ganz
besonders angehalten, ihre Lieblinge an der Leine zu halten. Denn auch
die könnten bei diesem lmpf-Schmankerl zubeißen. Schaden tut es nicht,
aber bei Hunden hilft's auch nicht.

So drei- bis viermal pro Jahr findet eine solche lmpfaktion statt - und
dann in ganz Nordrhein-Westfalen. Grund gibt es genug. lmmerhin 53
Tollwutfälle wurden im vergangenen Jahr im Land festgestellt. Neben
Füchsen waren auch Marder, Rehe, Katzen und ein Schaf betroffen.
Denn: Der Fuchs überträgt die Tollwut auch auf Haustiere; Ratten und
Fledermäuse können ebenfalls von dieser furchtbaren Krankheit befallen
sein. Deshalb sollten Hunde- und Katzenbesitzer ihre Tiere gegen diese
tödlich verlaufende Hirn-Rückenmark-Entzündung vorbeugend impfen lassen.
Mit der Schluckimpfung werden etwa sechzig bis siebzig Prozent einer
Fuchspopulation immunisiert. Die lnfektionskette sollte durch sie
abreißen. Allerdings ist dies bei hohen Fuchsdichten nicht der Fall. Je
mehr Füchse, um so mehr wird die Krankheit natürlich auch verschleppt -
und Füchse gibt es auch im Siebengebirgsraum immer mehr. Das hat
verschiedene Ursachen: Die Mode ist nicht mehr so stark auf Pelz
orientiert. Durch die milden Winter versiegt die Nahrungsquelle der
Füchse nie -es gibt viele Mäuse; die angelegten Komposthaufen in den
Gärten tun ihr übriges - auch sie stellen ein Magnet für Füchse dar. Und
um einem Fuchs ,an den Kragen" gehen zu können, muß der Jäger schon so
manche kalte Winternacht draußen sitzen. Tagsüber hält sich Schlauberger
Fuchs schließlich in seinem schönen warmen Bau auf. Das gilt übrigens
auch bei Regen: ,Füchse machen sich ihr Fell nicht gern naß", schmunzelt
Kramer. Dennoch: Nach der lmpfaktion müssen in einem bestimmten zeitlichen
Abstand auch im dreihundert Hektar großen Revier von Norbert Kramer und
Philipp Wolf Füchse geschossen werden, Kontrollfüchse. Diese Tiere, im
gesamten Rhein-Sieg-Kreis etwa zwanzig Stück, werden an das Veterinär-
überwachungsamt nach Krefeld geschickt, wo sie untersucht und somit die
Impferfolge kontrolliert und dokumentiert werden.
 



 

  zum Seitenbeginn


© Copyright

AHO Aktuell ist ein Service von ANIMAL-HEALTH-ONLINE und @grar.de